Reflektionen zum Fall Francis Collins

Zugegeben: Ich bin nie ein Fan von Francis Collins gewesen. Ich hatte schon immer Bedenken gegenüber Menschen, die krampfhaft versuchen, das evolutionäre Paradigma in der Wissenschaft mit dem christlichen Glauben in Einklang zu bringen.

Aber das war alles, was ich ihm bislang vorwarf: eine fehlgeleitete Theologie und die mangelnde Bereitschaft, grundsoliden Indizien contra Darwinismus zu folgen. Wie sich jedoch herausstellt, kann man aus dem tragischen Fall Collins noch mehr lernen.

Wie John G. West in diesem Artikel dokumentiert, hat Collins als Direktor des NIH eine beunruhigende Bilanz vorzuweisen: Unter seiner Ägide wurden abgetriebene fötale Körperteile in der Forschung verwendet, Organe und Gewebe abgetriebener Babys im Alter von 42 Wochen entnommen, und er hat ungezügelte Angriffe auf ungeimpfte Amerikaner im Namen der «Nächstenliebe» geführt. Das ist nicht gerade das, was man ein vorbildliches christliches Verhalten nennt.

Wie West in einem anderen Artikel festhält, ist Collins auch alles andere als ein Abtreibungsgegner. So hat er beispielsweise eugenische Abtreibungen von Säuglingen mit Down-Syndrom gerechtfertigt oder sich für die uneingeschränkte Finanzierung der embryonalen Stammzellenforschung eingesetzt, die die Zerstörung menschlicher Embryonen beinhaltet.

Mehr noch: Collins unterstützt die LGTBQI-Bewegung und bezeichnet sich selbst als «Verbündeten und Befürworter«, obwohl er lediglich «ein weißer, gleichgeschlechtlicher und heterosexueller Mann» sei. Nicht gerade eine Position, die mit der traditionellen christlichen Lehre übereinstimmt. Und trotz seines Eifers für die Einbeziehung sexuell «heterodoxer» Menschen gibt es auf der NIH-Website nirgendwo ein Anzeichen dafür, dass Collins die Einbeziehung von Christen oder Juden oder anderen Personen fordert, die sich von der politisch gefärbten «Allyship in Action»-Kampagne der NIH distanzieren möchten.

West fasst treffend zusammen, dass Collins sich offensichtlich «dem vorherrschenden Paradigma anpasst, um seinen Job zu behalten», dass er «eher dazu neigt, die Interessen und die Weltanschauung seiner Zunft zu verteidigen, als sie in Frage zu stellen» und dass er «den Glauben an die Kultur anpasst, anstatt bereit zu sein, die Kultur zu hinterfragen, selbst wenn sie in die falsche Richtung geht».

Collins passt seinen Glauben eher an die Kultur an, statt bereit zu sein, die Kultur zu hinterfragen.

Ist es ein Zufall, dass Collins immer ein Verfechter der theistischen Evolution war und sogar sein eigenes Institut, BioLogos, gegründet hat, das einen internen Krieg gegen anti-darwinistische Ansichten in den Reihen der christlichen Wissenschaftler führt, anstatt Menschen außerhalb der christlichen Gemeinschaft herauszufordern?

Könnte es sein, dass der Slogan, «den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu folgen, wohin sie führen», ebenso wenig Collins› Beweggrund ist, sich den Darwinismus zu eigen zu machen, wie die Bekräftigung des biblischen Gebots der Nächstenliebe sein Motiv für den Angriff auf ungeimpfte Mitbürger ist?

Könnte es sein, dass wir es hier nicht mit jemandem zu tun haben, der die Dinge rational falsch einschätzt, sondern der eine moralisch bedeutsame Vorentscheidung getroffen hat, um kulturelle Akzeptanz um jeden Preis zu erlangen und dabei ein Christ zu bleiben?

Könnte es sich hier um einen Fall handeln, in dem die Warnung des Apostels Johannes über Bord geworfen wurde:

«Liebt weder die Welt noch die Dinge in der Welt.» (1. Johannes 2,15)?

Könnte es sein, dass das Collins-Muster auch für andere große und kleine Persönlichkeiten der Wissenschaft gilt? Dass, noch allgemeiner, unsere rationalen Urteile viel mehr mit moralischen Entscheidungen zu tun haben, als wir gewöhnlich denken?


Bildnachweis: NIH / Public Domain

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