Eine für alle, alle für eine: Wie weltanschauliche Einbettung einzelne Doktrinen stützt

Eine Doktrin sollte, wenn sie unter Beschuss gerät, mit Argumenten verteidigt werden können. Ist dies nicht der Fall, ist sie entweder eine nicht sinnvoll hinterfragbare Grundüberzeugung (wie z.B., dass ich einen Tisch sehe wenn ein Tisch vor mir steht) und somit eher ein Erfahrungswert als eine Doktrin, oder wahrscheinlich falsch.

Aber selbst die besten Doktrinen haben einen schweren Stand, wenn das ganze Gewicht einer rivalisierenden Weltanschauung gegen sie drückt. Sie sind dann wie Soldaten, die tapfer für eine gute Sache kämpfen, aber auf verlorenem Posten.

Andere Angehörige ihrer eigenen Armee, d.h. ihrer Weltanschauung, müssen ihnen zu Hilfe kommen. Abstrakter ausgedrückt: die einzelne Lehre gewinnt ihre volle Kraft, wenn sie in eine Weltanschauung eingebettet ist.

Nehmen wir die christliche Doktrin der Jungfrauengeburt. Du magst sie akzeptieren, weil sie im Neuen Testament steht und dabei auf die göttliche Inspiration der Heiligen Schrift verweisen; und das ist soweit ein völlig legitimer und akzeptabler Grund. Dennoch mutet das Ganze seltsam simplistisch an für eine Lehre von solch kosmischer Bedeutung. Als erste Verstärkung könnte man daher das Prinzip anführen, dass Zeugnisse von Augenzeugen als wahr akzeptiert werden sollten, wenn es keine Gegenbeweise gibt. Das hat die Doktrin ein wenig greifbarer und realer gemacht.

Aber geht es hier wirklich nur um eine juristische Beweiswürdigung? Wie in jedem anderen Rechtsstreit?

Machen wir einen zweiten Schritt. Füge zu deinen Prinzipien der göttlichen Inspiration der Schrift und der allgemeinen Zuverlässigkeit von Augenzeugen die Idee hinzu, dass von Gott erwartet werden kann, dass er in die Natur eingreift, was das Grosse Wunder in ein Licht der Erwartung rückt; füge dann sogar noch einen Grund hinzu, warum Gott dies tun sollte (nämlich um den Sündenfall rückgängig zu machen), und du hast eine Frontlinie von beeindruckender Macht aufgebaut, weil du der Wahrheit Bedeutung hinzugefügt hast.

Und doch ist das nicht das Ende der Fahnenstange. Du könntest zu all diesen Gründen hinzufügen, dass das, was Gott in der Jungfrauengeburt (direkt) tut, genau das ist, was er die ganze Zeit in der Natur (indirekt) getan hat. Die massive doxastische Festung, die du gebaut hast, ist praktisch unangreifbar. (Zumindest intellektuell – aber bitte bedenke, dass dies nur eine Metapher und mit Vorsicht zu geniessen ist).

Beachte, was jetzt passiert ist. Ein Skeptiker kann nun jedes einzelne dieser unterstützenden Prinzipien angreifen. Dies mit dem zweiten zu tun, wird problematisch, denn damit wird der grösste Teil der überlieferten Geschichte für ungültig erklärt. Die anderen Prinzipien sind Teil der christlichen Weltanschauung. Natürlich kann der Gegner sie pauschal ablehnen, was die Untersuchung auf die Ebene ganzer Weltanschauungen verlagert. Wenn er versucht, eines oder mehrere Prinzipien einzeln zu widerlegen, wird er dies auf dem Boden des Christentums tun müssen; und das ist eine Debatte, die jeder Christ begrüssen sollte, wenn er daran interessiert ist, seinen Glauben zu vertiefen und ihn von der Schlacke ungerechtfertigter Annahmen zu befreien.


Titelbild: Clay Banks / unsplash.com

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